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Die Herkunft von Kunstwerken recherchieren

Provenienzforschung

Die Provenienzforschung widmet sich der Erforschung der Herkunft von Kunstwerken und Kulturgütern. Der Begriff “Provenienz” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet “herkommen”. In Museen, Sammlungen, Archiven, Bibliotheken und Auktionshäusern werden die wechselnden Eigentümer- und Besitzverhältnisse von Objekten des kulturellen Erbes untersucht.

 

Die Provenienzforschung dient neben der Identifizierung von sogenanntem Raubgut auch dem Erkenntnisgewinn zur Sammlungs- und Institutionengeschichte und dem Verständnis der Prozesse um Authentifizierung, (Wert-) Zuschreibung oder Aneignung dessen, was heute als Kulturgut definiert wird. Die Kenntnis über die Herkunft ihrer Kunstwerke wird zunehmend auch für Privatsammlerinnen und Privatsammler von Bedeutung, da von einer lückenlosen Provenienz nicht nur der Wert eines Werkes abhängig ist, sondern ob überhaupt ein Verkauf möglich ist.

Grundlegende Aspekte der Provenienzforschung sind beispielsweise:
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  1. Geschichte der Herkunft: Die Provenienzforschung verfolgt die Geschichte eines Kunstwerks oder Kulturguts von seiner Entstehung bis zur Gegenwart. Sie versucht, alle früheren Besitzverhältnisse (Provenienzen) zu rekonstruieren und offenzulegen.

  2. Herausforderungen: Besonders in Deutschland gibt es Herausforderungen aufgrund von Kunstraub und Enteignung während des NS-Regimes. 

  3. Methoden: Die Provenienzforschung nutzt verschiedene Quellen. Direkte Informationen finden sich oft am Objekt selbst, wie Rückseitenbeschriftungen, Künstlervermerke oder Widmungen. Externe Materialien umfassen beispielsweise Werkverzeichnisse, Ausstellungs- und Auktionskataloge sowie Archivalien wie Künstlernachlässe oder Geschäftsunterlagen.

  4. Internationale Vernetzung: Manchmal fehlen jegliche Informationen zur Provenienz. In solchen Fällen kann die Zusammenarbeit mit Forscherinnen und Forschern im In- und Ausland Anhaltspunkte bieten, um Provenienzlücken zu schließen.

Meine Herangehensweise: Provenienzen erforschen

Nach der Erfassung der Kunstwerke mit allen spezifischen Informationen zum Objekt beginne ich mit einem Erstcheck in rund einem Dutzend Datenbanken zur Provenienzforschung, die vorrangig die Zeit des Nationalsozialismus umfassen. Diese Datenbanken verzeichnen beispielsweise Angaben zu gehandelten Kunstwerken, Digitalisate von Auktionskatalogen vorrangig der Jahre 1900 bis 1945, von Zeitschriften aus der NS-Zeit, von Karteikarten und von Schriftverkehr zu Kunstwerken, die in deutschen und ausländischen Archiven aufbewahrt werden. Hinzu kommen Recherchen in den beiden wichtigsten Datenbanken zu gesuchten und gefundenen Kunstwerken (lostart und looted art). Ferner kann es sinnvoll sein, Bilddatenbanken nach alten Abbildungen des Kunstwerkes zu durchsuchen, um ggf. Anmerkungen zu ehemaligen Eigentümerinnen und Eigentümern zu erhalten. Gibt es in den Datenbanken nur Hinweise zu Dokumenten in Archiven, jedoch keine Online-Ressourcen, kontaktiere ich die Archive, um Scans zu erbitten oder ich besuche das jeweilige Archiv und recherchiere vor Ort. 

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Natürlich gibt es immer wieder Situationen, wo die Recherchen unergiebig sind und zu keinen weiteren Erkenntnissen führen. Hier ist der Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. von großer Hilfe. Er bietet eine internationale und wissenschaftliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Provenienzforschung und richtet regelmäßig Fachtagungen aus, um wissenschaftliche Standards auf dem Gebiet zu etablieren. Ich bin seit rund zwanzig Jahren Mitglied und kann mich vertrauensvoll an Kolleginnen und Kollegen wenden und deren Rat erbitten. 

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Nach Abschluss der Recherchen in Datenbanken, Archiven und in der Fachliteratur erstelle ich ein Gutachten mit einer Zusammenfassung der ehemaligen Besitzverhältnisse und  gebe auf Wunsch eine Empfehlung.

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